Sondersitzung des Kulturausschusses

Am 21. Januar tagte der Kulturausschuss der Landeshauptstadt Schwerin zu einer Sondersitzung. Hintergrund war die abschließende, fraktionsübergreifende Erörterung der Eigentümerziele der Mecklenburgischen Staatstheater GmbH. "Es geht um die zukunftsorientierte Ausrichtung des Staatstheaters mit seinen sechs produzierenden Sparten einschließlich des Orchesters an den Standorten Schwerin und Parchim. Zudem steht die transparente Darstellung von Zielen und Herausforderungen der Träger der Theatergesellschaft vor dem Hintergrund der Ausschreibung der neuen Intendanz im Zentrum der Besprechung.", so Dr. Daniel Trepsdorf, Mitglied der Fraktion Die PARTEI.DIE LINKE. in der Stadtvertretung und Vorsitzender des Kulturausschusses der Landeshauptstadt: "Der Oberbürgermeister hat den Ausschussmitgliedern der Fraktionen und weiteren Fachleuten die künstlerischen als auch die ökonomischen Ziele des Hauses, die in einem engen Abstimmungsprozess zwischen Landes-, Kreis- und Kommunalpolitik, Mitarbeiter*innenvertretung und Aufsichtsrat des Mecklenburgischen Staatstheaters ausgearbeitet wurden, vorgestellt und beraten. Auch für die Zukunft soll das Staatstheater ein bedeutender Fixpunkt am Kulturhorizont Mecklenburg-Vorpommerns sein. Die kulturelle Teilhabe möglichst vieler Menschen muss dabei ebenso gesichert bleiben, wie der hohe künstlerische Anspruch eines Repertoiretheaters mit Orchester.", äußert sich Trepsdorf weiter. - Aber auch kritische Fragen, wie der Stopp des Stellenabbaus beim Ensemble oder die avisierte tarifliche Bezahlung der Mitarbeitenden in Abkehr vom derzeitigen Haustarifvertrag [Vorschlag der Fraktion B90/DIE GRÜNEN] sowie die eventuelle Hinwendung zu einer Vergütung gemäß TVÖD/Land wurden intensiv besprochen. Weitere Diskussionsthemen des gestrigen Abends verbanden sich mit der Frage nach der künftigen Ausrichtung und finanziellen Untersetzung der Schlossfestspiele. Hier zeigte sich das Gros der Kulturausschussmitglieder durchaus offen, für die Zukunft auch alternative Standortoptionen oder anderweitige Varianten der Schlossfestspiele mit reduzierten Aufbauten für Veranstaltungstechnik und Kulissen zu diskutieren. - Auch und gerade vor dem Hintergrund der anhaltenden Auseinandersetzung darüber, dass die Schlossfestspiele in ihrer derzeitigen Umsetzung durchaus mit dem angestrebten UNESCO-Welterbetitel des Schwerins in Konflikt zu stehen drohen.

Die Empfehlungen des Kulturausschusses nahm der Oberbürgermeister, Herr Dr. Badenschier, mit in den Hauptausschuss der Landeshauptstadt. Das grundsätzlich positive Meinungsbild des Kulturausschusses zu den erarbeiteten Eigentümerzielen des Mecklenburgischen Staatstheaters soll schließlich ebenfalls in die weiteren Verhandlungen der mit dem Land einfließen.

In der kommenden Stadtvertreterversammlung am 27.1. wird das Thema "Zukunft des Staatstheaters" erneut auf der Tagesordnung stehen. "Ich bin zuversichtlich," so Dr. Trepsdorf, "dass wir uns fraktionsübergreifend dafür stark machen werden, dass der Einfluss der Kommunalpolitik für die künftige Entwicklung des Staatstheaters gegenüber dem Land nicht auf 'Null' zurückgefahren wird. Die Stadt Parchim und der Landkreis Ludwigslust-Parchim treten in der Frage der Mitbestimmung nach meinem Eindruck äußerst selbstbewusst auf. Da sollten wir als Landeshauptstadt in unserem Mitgestaltungswillen gegenüber der Landesregierung nicht hintanstehen!"
"Das Staatstheater war für die Schweriner*innen stets mehr als ein bloßes Gebäude in Anlehnung an die Architektur der italienischen Renaissance. Es beherbergte zudem das erste demokratische Parlament des Freistaates Mecklenburg-Schwerin (1919-1933). Ohnehin ist theaterkulturelle Bildung stets auch ein wichtiger Baustein bei der Persönlichkeitsentwicklung des Menschen und damit eine Grundvoraussetzung zur Demokratiebildung. Hofkapelle und Theater repräsentieren insofern wichtige Identitätsmarker der Schweriner*innen und die Bürger*innen der anliegenden Landkreise, die seit dem Gründungsimpuls Herzogs Johann Albrecht I. von Mecklenburg und dessen Kapellmeister David Köler wirken. Theater und Kapelle sind tatsächlich mehr als eine bloße Bühne für die darstellenden Künste und für anspruchsvolle Zerstreuung. Das Theater bietet vor allem einen Raum für Reflexion, für die Auseinandersetzung mit Werten, Normen und Erinnerungskultur, aber auch für die kritische Verhandlung gesellschaftlicher Kontroversen. In diesem Zusammenhang ist und bleibt das Staatstheater ein Demokratielabor ersten Ranges. - Ich erinnere nur an die den Zeitgeist prägende Inszenierung des Schillerschen Freiheitsdramas "Wilhelm Tell", mit der Schauspieldirektor Christoph Schroth in der Wendezeit Maßstäbe setzte. - 'Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern.' heißt es darin im Rütlischwur des Tell, dies gilt ebenfalls für das Gründungsjubiläum des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, welches sich 2020 zum dreißigsten Mal jährt." Auch das Theater und dessen hochklassiges Ensemble haben wesentliche Kapitel dieser Geschichte mitgeschrieben.