Neustart für Werftarbeiter auch mit zivilem Engagement ermöglichen

Zur Übernahme der Werftstandorte Wismar und Rostock durch TKMS sowie die Bundesmarine erklärt der wirtschafts-, arbeitsmarkt- und gewerkschaftspolitische Sprecher der Linksfraktion, Henning Foerster:

„Die Insolvenz der MV Werften im Januar dieses Jahres war ein schwerer Schlag für die Beschäftigten, die Zulieferer und die Standortkommunen. Die Landesregierung hat in dieser schwierigen Lage reagiert und den Beschäftigten durch die Gründung und Verlängerung einer Transfergesellschaft geholfen. Zeitgleich ging es darum, geeignete Investoren für die Übernahme der Standorte und die Sicherung von Beschäftigung zu finden.

Meine Fraktion hat dabei stets zivilen Schiffbau favorisiert. Ob Offshore- Windkraft-Plattformen, als Beitrag zur Umsetzung der Energiewende, Behördenschiffe oder die Umrüstung nicht mehr zeitgemäßer Antriebe – theoretisch waren und sind viele Optionen denkbar. Selbst den Kreuzfahrtschiffbau hatten wir noch nicht in Gänze abgeschrieben.

Allerdings müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es aufgrund verschiedenster Umstände nicht gelungen ist, kurzfristig Investoren für derartige Vorhaben zu gewinnen. Der Kreuzfahrttourismus hat sich noch nicht von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholt. Beim Bau von Offshore-Windkraftplattformen ist Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten, wie Dänemark oder Belgien, aufgrund unattraktiver Marktbedingungen derzeit im Nachteil. Dagegen verschaffen der Krieg in der Ukraine und die diesbezüglich von Kanzler Olaf Scholz verkündete ‚Zeitenwende‘ Vorhaben im Bereich Marineschiffbau und Schiffreparaturen reichlich Rückenwind.

Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht verwunderlich, dass die neuen Investoren aus diesem Bereich kommen. Es ist nachvollziehbar, dass große Teile der Beschäftigten nach Monaten der Unsicherheit angesichts der sich nun eröffnenden Langfristperspektive in einem mitbestimmten, Tariflohn zahlenden Unternehmen bzw. im öffentlichen Dienst aufatmen.

Ein bitterer Beigeschmack bleibt dennoch. Meine Fraktion erwartet nun, dass das Unternehmen Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) sein Engagement nicht ausschließlich auf den Marineschiffbau beschränkt. Das Unternehmen ist auch in der Lage, Plattformen für die Munitionsbergung in der Ostsee zu bauen. Es hat eine technologische Plattform entwickelt, mit der das Problem weltweit im industriellen Maßstab gelöst werden kann. Dabei geht es um eine automatisierte Detektion, Bergung, Zerlegung und Bergung von Sprengstoffen und Chemikalien auf See. Ein solcher Prototyp ‚Made in M-V‘ wäre ein guter Beitrag für eine sichere Ostsee und zur Vermeidung gravierenden Umweltschäden.“