Experte beim Nordmagazin: Defizite beim Thema Rassismus

Daniel Trepsdorf leitet das RAA-Demokratiezentrum Westmecklenburg und ist Stadtvertreter der Partei DIE LINKE in der Landeshauptstadt.

Die Themen Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit spielen in den Bildungsinstitutionen, bei der Polizei, den Staatsanwaltschaften und im öffentlichen Dienst noch nicht die Rolle, die ihnen zukommen sollte. "Oft ist es so, dass die Menschen im Alltag schlicht nicht genügend sensibilisiert sind, wie man mit Deutschen anderer Hautfarbe umgehen kann. Das muss man lernen", sagte Daniel Trepsdorf, Leiter des Demokratie-Zentrums Westmecklenburg, im Gespräch mit dem NDR Nordmagazin.

Verallgemeinerung nicht angebracht

Rassismus und gruppenspezifische Menschenfeindlichkeit sei in Ostdeutschland nicht schlimmer als anderswo. Es sei ein gesamt-euopäisches Phänomen, "wie wir uns mit Afrika, mit Kolonialismus und Sklaverei auseinandersetzen", so Trepsdorf. Er wolle nichts verallgemeinern, aber wenn die Polizei ein Querschnitt der demokratischen deutschen Gesellschaft sei, "dann ist zu vermuten, dass es dort auch zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit kommt". Es sei zu bedauern, dass Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) es abgelehnt hat, eine Studie zum möglichen Rassismus in der Polizei in Auftrag zu geben. Denn bislang fehlten Daten über Rassismus in der Polizei.

Rassismus als Rassismus benennen

Laut Trepsdorf kann jeder dazu beitragen, Rassismus in der Gesellschaft zu überwinden. "Es steht nirgendwo im Grundgesetz, wie ein Deutscher auszusehen hat", so Trepsdorf, "und das ist auch gut so". Wichtig sei es, Rassismus auch als Rassismus zu benennen und nicht als Fremdenfeindlichkeit zu bezeichnen, Solidarität mit von rassistischen Anfeindungen betroffenen Menschen zu zeigen und Zivilcourage zu trainieren. Trepsdorf: "Wenn wir das alles in den Alltag integrieren, dann kriegen wir das gut hin."


Er sei überzeugt, dass Ausländerfeindlichkeit und Rassismus hierzulande nicht stärker ausgeprägt seien als in jedem anderen Bundesland, so Trepsdorf. Und es sei erfreulich, dass sich Jugendliche in Rostock oder Wismar bei den Anti-Rassismus-Demos zum Gedenken an den bei einem Polizeieinsatz in den USA verstorbenen George Floyd engagieren. "Das ist eine Form von Demokratiekompetenz, die dort im Alltag gelebt wird. Und das kann dem ländlichen Raum hier nur gut tun, wenn sich mehr Menschen mit internationalen Entwicklungen auseinandersetzen."

 

Dieses Thema im Programm:

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/nordmagazin/Kerry-hat-gelernt-mit-dem-schiefen-Blick-umzugehen,nordmagazin75376.html