Aufbruch oder Ernüchterung?! - Sendet die 5. Schweriner Welterbetagung ein Aufbruchssignal für die Bewerbung der Landeshauptstadt um den UNESCO-Titel?

B. Martin, Kultusministerin in MV, freut sich laut eigener Aussage jeden Tag, wenn sie auf dem Weg zu ihrem Dienstsitz, dem Marstall, die „lebendige kulturelle Luft“ in Schwerin atmet. In der Tat, das Residenzensemble der Landeshauptstadt wurde und wird von vielen Honoratioren, Künstler*innen und ca. 350.000 Übernachtungsgäste ob seiner Einmaligkeit gelobt. Viele hauptberuflich und ehrenamtlich Engagierte, wie die Welterbe-Managerin C. Schönfeld oder der Vorsitzende des Fördervereins, N. Rethmann, arbeiten und ringen für den Erfolg der Bewerbung. - „Dennoch haben praktische Leidenschaft, Inspiration und der aktive Einsatz für das Projekt ‚UNESCO-Titel‘ gegenwärtig noch nicht alle Schweriner*innen erfasst.“, so Dr. Daniel Trepsdorf, Stadtvertreter der Fraktion Die Partei.DIE LINKE und Vorsitzender des Kulturausschusses der Landeshauptstadt, „Dass sich dies ändert, daran müssen wir arbeiten, damit bis zum Sommer 2020 nicht lediglich die formalen Kernlinien der Bewerbung stehen, sondern die UNESCO-Kandidatur von der Mehrzahl der Einwohner*innen der Landeshauptstadt mit der gleichen Passion getragen wird, die die Organisation und Ausrichtung der Bundesgartenschau 2009 beflügelt hat!“  

Dazu gehört, dass:

  • durch nachhaltige Investitionen in die sog. „Hochkultur“ sowie die „Soziokultur“, die Welterbebewerbung von den Verantwortlichen in Stadt und Land als dauerhafter, institutionalisierter Auftrag angenommen wird; 
  • das Thema „Welterbebewerbung“ an die Kitas und Schulen gebracht und lebendig diskutiert wird - auch zwischen den Generationen, in den Familien und somit an den „Schweriner Küchentischen“;
  • die Einsicht in die politische Querschnittsaufgabe, dass kulturelle und die soziale Entwicklung der Landeshauptstadt stets zusammen gedacht werden müssen: Es geht nicht nur um den „Glanz des Residenzensembles“, sondern ebenfalls um den Ausbau der Wohn- und Lebensattraktivität der Quartiere auf dem Dresch, in Lankow oder Krebsförden;
  • sanierter Wohnraum in der Schweriner Innenstadt auch in Zukunft bezahlbar bleiben muss, denn: „Demokratisierung der Kultur bedeutet vor allem Inklusion, Teilhabe und Mitbestimmung“ (zit. Dr. D. Trepsdorf) - auch Schweriner*innen mit geringerem Einkommen müssen es sich leisten können, „Mitten im UNESCO-Weltkulturerbe der Innenstadt“ zu wohnen;
  • die Realisierung der mit der Bewerbung verbundenen Herausforderungen, insbesondere was die städtischen Baumaßnahmen sowie künftige Verkehrswegeplanungen angeht, auch unter ökologischen Kriterien nachhaltig umgesetzt werden;     
  • die Strahlkraft und positiven wirtschaftlichen Impulse Schwerins nach (hoffentlich!) erfolgreicher Bewerbung auf einen breiten Saum des ruralen (‚ländlichen’) Umlandes reichen müssen, damit sich auch die Mecklenburger*innen in Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg stärker mit der Landeshauptstadt in unmittelbarer Nachbarschaft identifizieren;

Lediglich dadurch kann aus einer Bewerbung einiger Ethusiast*innen eine Bewerbung von und für alle Schweriner Bürger*innen werden. 

Aufbruch also, oder doch Ernüchterung? - „Nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, werden wir mit dem Antrag Erfolg haben.“, appelliert Landtagspräsidentin B. Hesse an das Publikum im Demmlersaal des Schweriner Rathauses. - „Das stimmt exakt,“ so Trepsdorf von der Fraktion Die Partei.DIE LINKE, „es stimmt indes ebenfalls für das Land, welches die UNESCO-Bewerbung mit mehr Engagement und finanzieller Verantwortung gegenüber seiner hochverschuldeten und fiskalisch dadurch weitgehend gelähmten Landeshauptstadt flankieren muss.“ Die Stadtvertreter*innen der Fraktion Die Partei.DIE LINKE werden jedenfalls alles daransetzen, alle Schweriner*innen mit Herz, Engagement und Freude in die UNESCO-Bewerbung miteinzubinden. Schließlich geht es um das Erbe der Menschen, die hier ihren Lebensmittelpunkt, die hier ihre Heimat haben.