20 Jahre nach dem Mauerfall: Chance für Neubewertung der DDR ergreifen

PressemeldungenHelmut Holter

Zur Presseerklärung des Parlamentarischen Geschäftsführers der CDU-Fraktion, Wolf-Dieter Ringguth, „Bisky betreibt Schönreden einer Diktatur“, erklärt der Vorsitzende der Linksfraktion, Helmut Holter:

„Lothar Bisky hat Recht, wenn er sich 20 Jahre nach dem Fall der Mauer für eine fundierte Neubewertung der DDR ausspricht. Eine einseitige Bewertung der DDR und eine Aufarbeitung, die nach SED-Art das Ergebnis vorweg nimmt, können und werden nicht Ziel führend sein. Die bisherige geschichtliche Betrachtung des geteilten Deutschland erfolgt in der Regel durch die jeweilige ideologische Brille und/oder mit einem bestimmten politischen Ziel. Die SED-PDS, später PDS und Linkspartei heute DIE LINKE allerdings hat sich in intensiven und langwierigen Auseinandersetzungen, die noch nicht abgeschlossen sind, mit der eigenen Geschichte zu ihrer Verantwortung für positive und negative Entwicklungen in der DDR bekannt. Wir sind dabei immer zum Wesen des politischen Systems und die Einbindung der DDR in die Blockkonfrontation vorgedrungen: Der Sozialismus in den Farben der DDR war eine Diktatur stalinistischer Prägung. Für begangenes Unrecht und verübte Verbrechen hat sich die linke Partei in der Bundesrepublik wiederholt entschuldigt. Lothar Bisky als ihr langjähriger Vorsitzender hat dazu immer wieder Initiativen entwickelt.

Die CDU hingegen ist bislang nicht bereit, sich von Klischees zu trennen. Dabei sollten die Christdemokraten auch um ihrer Glaubwürdigkeit willen ein Interesse haben, ihre Rolle im politischen System der DDR zu analysieren und aufzuarbeiten.

Es kann und darf keinen Schlussstrich unter die Geschichtsdebatte geben. Viele Ostdeutsche haben sich aus Überzeugung und den Glauben an ein antifaschistisches, friedliches und demokratisches Deutschland nach 1945 in der DDR engagiert. Sie haben nicht umsonst gelebt und gearbeitet. Dieses anzuerkennen wäre ein wichtiger Beitrag für die Vollendung der Einheit. Gerade nach 20 Jahre des Mauerfalls sollte die Chance für eine neue Bewertung der DDR ergriffen werden.“